Hat es der langjährige Inhaber einer gutgehenden Elektrofirma überhaupt nötig, sich noch weiterzubilden? Wenn er so vorausschauend ist und so fit im Geist wie Hermann Treitler aus Scheiblingkirchen, dann tut er es einfach.

Mit 55 Jahren haben Sie noch einmal die Lernbank gedrückt in der WIFI Fachakademie für Automatisierungstechnik. Neben Teilnehmern, die ihre Söhne sein könnten. Was erlebt man da?

Dass man zuerst einmal ganz schön gefordert ist. Zwei Jahre lang Jeden Freitag mittags und jeden Samstag zeitig in der Früh ging’s durch Helenental ins WIFI nach St. Pölten. Zusätzlich zu den langen Arbeitstagen in der Firma, die ich mit einem Mitarbeiter und meiner Frau betreibe. Im Kurs habe ich neben Kollegen gelernt, die praktisch schon digital aufgewachsen sind. Da merkt man schon, wenn man aus einer Welt kommt, in der Computer noch von einem anderen Stern waren.

Bereits in den 1990ern haben Sie den WIFI-Werkmeister absolviert. Was hat Sie denn bewegt, jetzt auch noch die „Königsklasse“ der Fachakademie anzugehen?

Wo es ums Verkabeln und um Anschlussarbeiten gegangen ist, habe ich praktisch alles gekannt. Unsere Firmenkunden erwarten aber zunehmend auch, dass wir Steuerungen programmieren – oder zumindest mit dieser Technologie vertraut sind. Dazu kommt, dass mein Mitarbeiter Ende des Jahres in Pension geht. Also habe ich das selber in die Hand genommen.

Sie fühlen sich jetzt fit für die unternehmerische Zukunft?

Das kann man sagen. Die Fachgegenstände, insbesondere die Programmierung, haben mich schon viel weitergebracht. Das ist auch den Lehrenden zu verdanken, die eine sehr gute Arbeit geleistet haben. Auch die zusätzlichen Fächer haben nicht geschadet, insbesondere Englisch. Obwohl: Engländer wird aus mir keiner mehr …

Was ist es eigentlich, was Ihnen Freude macht an der Selbstständigkeit?

Jedenfalls nicht die viele Freizeit, man arbeitet viele Stunden, oft in den Abend hinein. Aber das Gefühl, dass man diesen Einsatz auf eigene Rechnung erbringt. Und man wird gebraucht: Ich glaube, mindestens 500 Leute in der Region haben meine Nummer eingespeichert.

Alle Absolventen Ihres Fachakademie-Jahrgangs waren Männer. Würden Sie als Chef auch eine erfahrene Elektrotechnikerin bzw. Elektrotechniker einstellen?

Es ist heute gar nicht mehr leicht, fähiges Personal zu finden. Wenn sich eine tüchtige Dame bei mir bewirbt, würde das sicher passen!

 

Quellenangabe:

Fotocredit: WIFI NÖ

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