WIFI Lehrabschluss Mechatronik: Mit einem Bachelor in Kommunikation und nicht deutscher Muttersprache hatte Enisa Ganic am Arbeitsmarkt in Österreich keine guten Karten. Jetzt hat sie das mit einer Ausbildung zur Mechatronikerin gründlich geändert.

Sie waren Mitte zwanzig, als Sie 2011 aus Sarajevo in Bosnien nach Österreich gekommen sind. Was war damals die größte Herausforderung?

Die Sprache! Ich konnte ein wenig Hochdeutsch. Aber hier sagte man plötzlich „owe“ für herunter und „ume“ für hinüber! (Lacht.) In Wahrheit war alles eine Herausforderung: Ich hatte in Bosnien einen Bachelor in Kommunikation und Wirtschafts-PR gemacht, ich wollte arbeiten – und musste jetzt ganz neu anfangen.

Ganz neu angefangen haben Sie als Expertin für Kommunikation, gelandet sind Sie dann bei der Mechatronik …

Das kam so: Nachdem ich zwei Kinder zur Welt gebracht habe und einige Jahre zu Hause war, hat mir das AMS gesagt: Eine Vermittlung in meinem Berufsfeld wird schwierig. Ich bin in das „Programm FIT – Frauen in Handwerk und Technik“ eingestiegen. Bei einer Präsentation von technischen Berufen und dem Technik-Center des WIFI ist mir dann schlagartig klar geworden: Ich will mit Werkzeug arbeiten,  zusammenschrauben und zusammenbauen! Das habe ich schon als Kind gern getan…

Und wie wurde aus dieser Neuausrichtung ein zielführender Weg?

Nach sechs Monaten Grundausbildung in der Metalltechnik mitsamt Berufsorientierung habe ich mich für die Mechatronik entschieden. Die ist sehr vielfältig, von Hydraulik und Pneumatik bis zu Informatik und Automatisierung. In drei Wochen habe ich meine Lehrabschlussprüfung. Und die Firma, wo ich mein Praktikum gemacht habe, hat mir bereits einen Job angeboten!

Auf den Abschluss der Lehre bereiten Sie sich gerade im WIFI vor. Wie läuft es?

Wir sind fünf Frauen neben nur vier Männern: Das zeigt, wie gut man Frauen für technische Berufe gewinnen kann, wenn die Inhalte interessant vermittelt werden. Mir macht es die totale Freude. Ich habe mir alle Projekte aufgehoben, und meine Kinder sind so stolz auf mich. Sie fragen mich immer: „Mama, was wirst du morgen bauen?“

Sind Sie auch selbst stolz auf sich?

Ja, gemeinsam mit meinem Mann, der mich sehr unterstützt hat. Ich stehe jeden Tag früh auf, pendle von Orth an der Donau nach St. Pölten und lerne bis spät abends. Aber meine Kinder verstehen jetzt das Wichtigste: Dass man sich den Wert, den man hat, erarbeiten muss und erarbeiten kann.

Quellenangabe:

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