„Vielleicht habe ich ja ein Hyperaktivitäts-Syndrom …“ scherzt Viktor Gravogl. Weil er ganz ungern lange Ruhe gibt. Und ja: auch wegen seines Ehrgeizes. Warum er den Lehrabschluss dann erst mit 36 über das WIFI gemacht hat? Das ist wieder eine andere Geschichte …

Schon in der Hauptschule waren Sie als durchaus auffassungsschneller Schüler bekannt. Warum haben Sie dann – zumindest der Papierform nach – zehn Jahre als Hilfsarbeiter am Bau gearbeitet?

Damals ist mein Vater verstorben, und die finanzielle Situation war schwierig. Mit einer Lehrlingsentschädigung wäre ich da nicht durchgekommen. So bin ich zum Bau gegangen. Mit den Jahren habe ich durchaus auch Verantwortung auf den Baustellen übertragen bekommen. Und irgendwann war dieser Weg eingespurt.

2014 haben Sie zu Ihrem heutigen Arbeitgeber gewechselt, den Quarzwerken in Melk. Da haben Sie dann zuletzt auch Ihren Ehrgeiz im Hinblick auf die Ausbildung entdeckt …

Ohne Fachausbildung habe ich wieder ganz von vorn anfangen müssen: Erst Staplerfahrer, dann Maschinist. Es ist nur so: Wenn mich etwas irgendwann unterfordert, verliere ich schnell das Interesse. Deshalb kam der Entschluss, die Lehre nachzumachen: Damit ich die Aufgaben machen kann, die mich auch interessieren.

Über das WIFI haben Sie kürzlich die Lehre zum Mechatroniker erfolgreich abgeschlossen – im Alter von 36. anspruchsvoll?

Für mich eher einfacher als mit 15. Die lange technische Berufspraxis hat mir schon sehr geholfen. Klar war der Kurs zusätzlich zum Job und neben der Familie anstrengend: ein bis zwei Abende unter der Woche und jeden Samstag. Er hat mir aber auch getaugt. Der Unterricht war sehr praxisnahe und hat es mir einfach gemacht, alles mit meinen beruflichen Erfahrungen zu verknüpfen.

Hatten Sie Unterstützung bei der Finanzierung der Ausbildung?

Fast die gesamten Kosten habe ich über Förderungen erstattet bekommen. Um die Anträge und Formulare dafür habe ich mich selber gekümmert. Was mir wieder bestätigt hat, dass ich niemals einen Bürojob will … (lacht).

War die Lehre die Krönung ihrer fachlichen Entwicklung – oder erst der Anfang?

Ich habe mich schon angemeldet bei Abendschule der HTL St. Pölten für die Abteilung Elektrotechnik. Vielleicht kann ich in Zukunft Projekte im Ausland betreuen. Das wäre nach meinem Geschmack!

Fotocredit: zVg

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